14. Januar 2018
Wo wohnst Du?
In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus.
Gedanken zum Text
Wo wohnst du?
Während des Jahreswechsels habe ich am Europäischen Taizétreffen im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz in Basel teilnehmen dürfen.
Wie nahezu alle anderen Pilger wohnte ich in einer Gastfamilie. Menschen vor Ort nehmen wildfremde Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz Europa bei sich zuhause auf. Sie teilen ihren Wohnraum, ihr Familienleben, ihre Zeit und sich selbst. Unter einem Dach gemeinsam zu leben, bedeutet auch, zu erkennen, wie da jemand lebt. In meiner Gastfamilie erlebte ich den Glauben als eine tragende Säule. Ein lebendiger Glaube, der dabei hilft, das Leben zu deuten und zu meistern. Ein lebendiger Glaube, der zum Maßstab des alltäglichen Handelns geworden war. Es war wohl auch dieser lebendige Glaube, der ein starkes Band zwischen uns geknüpft hat.
Sicherlich sind wir vier Gäste des dortigen Hauses durch die freundliche und wohlwollende Aufnahme auf vielfältige Weise gestärkt worden. Wir sind gestärkt worden durch den Glauben, den wir im Ausdruck von Gastfreundschaft, Herzlichkeit, gemeinsamem Gebet, frohem und tiefsinnigem Austausch erlebt haben. Wir haben womöglich nur einen Schlafplatz erwartet und so viel mehr geschenkt bekommen.
Komm und sieh!
Glaubensermutiger kann jeder sein, der selbst glaubt. Dazu braucht es keine gelehrten und gescheiten Sätze. Vielmehr und weitreichender ist die Begegnung. Begegnung gepaart mit der Bereitschaft Einblick zu gewähren in das, woraus und woraufhin ich lebe. Jedwedes Zeugnis und Bekenntnis lässt aufhorchen - ermutigt vielleicht dazu, einer Spur zu folgen. Einer Spur, die einen womöglich selbst zu jemandem macht, der eines Tages die Einladung auszusprechen vermag: Komm und sieh.