18. September 2022
Wir müssen im Kleinen glaubwürdig sein
Jesus sprach aber auch zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Was soll ich jetzt tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib fünfzig! Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig! Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht!
Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das Eure geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Gedanken zum Text
Das Evangelium des kommenden Sonntags ist als Text relativ lang. Gerade der letzte Satz: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.“, ist eine „Botschaft“, die in meinem Leben immer wieder zitiert wurde, wenn es z.B. um den finanziellen Reichtum unserer Kirche in Köln ging und geht. Aus meiner Sicht ist es richtig, dass die Kirche keinen Reichtum anhäufen darf, der nicht dem Wohle der Menschen dient! Hier müssen sich die Verantwortlichen in unserer Kirche fragen, für was das Geld eingesetzt wird. Steht der Mensch im Vordergrund oder persönliche Vorteilsnahmen bzw. Ausgaben für Dinge, die eher zum Wohle der Verantwortlichen sind, weil sie sich ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen erfüllen wollen, ohne dass diese zum Wohle der Allgemeinheit wichtig sind. Hier könnte ich noch vieles ausführen.
Doch als ich die Bibelstelle mehrmals gelesen habe, ist mir ein ganz anderer Satz immer wieder aufgefallen: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.“ Diese Aussage ist mir persönlich bisher bei dieser Bibelstelle nicht wirklich aufgefallen. Doch ich halte ihn für sehr zentral für unsere Gesellschaft und unsere Kirche. Sowohl in der Politik als auch in der Kirche fällt auf, dass Menschen, die in Politik und Kirche (und weiteren Bereichen wie Sport …) große Verantwortung haben, sich nicht selten in „kleinen Dingen“ als unzuverlässig und unglaubwürdig gezeigt haben. Wer im „Kleinen“ nicht korrekt handelt, dem können wir gemäß dem Vorbild von Jesus auch nicht vertrauen, dass er*sie das „Größere“ im Sinne einer glaubwürdigen Politik und Kirche verfolgen kann. Ja, wir machen alle Fehler, dies gehört zu unserem Menschsein.
Entscheidend ist allerdings, ob wir zu diesen Fehlern stehen? Verleugnen wir unser Fehlhandeln aus welchen Gründen auch immer? Wir brauchen dringend eine Glaubwürdigkeit vieler Verantwortlichen in Politik und in unserer Kirche im „Kleinen“. Aber wir als Menschen müssen uns auch jeden Tag hinterfragen, wie wir agieren? Sind wir glaubwürdig? Christlich und menschenfreundlich zu handeln, gilt für alle Lebensbereiche und für jede Situation, egal wie groß oder klein diese ist.