01. August 2021
Von Hunger und Durst
Als nun das Volk sah, dass Jesus nicht da war und seine Jünger auch nicht, stiegen sie in die Boote und fuhren nach Kapernaum und suchten Jesus. Und als sie ihn fanden am andern Ufer des Sees, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hergekommen? Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid. Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.
Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsre Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): »Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.« Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot.
Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.
Gedanken zum Text
Ich bin gerne in den Bergen unterwegs. Als zwar nicht sonderlich geübter, aber begeisterter „Bergwanderer“ freue ich mich bereits schon bei den ersten Schritten auf die Belohnung nach schweißtreibenden Stunden des Aufstiegs: Ein kühles Getränk auf dem Gipfel und eine hungerstillende Brotzeit, während ich die atemberaubende Sicht genieße. Das sonst beifällige belegte Brot, was sonst morgens routiniert gefrühstückt wird, bekommt einen besonderen Stellenwert, aber auch das kalte Wasser schätze ich wert, wenn mir der Aufstieg so einiges abverlangte.
Hunger und Durst spielen auch in der Bibelstelle eine zentrale Rolle. Relativ schnell wird klar, dass die Menschenmenge und Jesus von unterschiedlichen Bedürfnissen sprechen: Die Menschenmenge spricht ganz pragmatisch von ihren körperlichen Bedürfnissen. Die kräftezehrende Arbeit des Alltags und die Mühen des Lebens verlangen ihnen viel ab. Auch die Herstellung von Brot ist mühsam, aber überlebenswichtig, um am Ende des Tages zu Tisch sitzen zu können und bei Speis und Trank zu Ruhe zu kommen. Jesus hatte sie bereits schon einmal bei der wundersamen Brotvermehrung gesättigt, und jetzt sprach er sogar von einem unvergänglichen Brot, von „wahren Broten“ des Himmels – ein wahr gewordener Traum.
Anders als die Menschenmenge spricht Jesus aber nicht von einem gebackenen Brot, welches zu Tisch gereicht wird. Dieses Brot stillt nicht den körperlichen Hunger, sondern den geistigen. So antwortet Jesus sogar am Ende, dass er selbst dieses Brot sei. Er spricht von einem Hunger, den kein gebackenes Brot der Welt jemals stillen könnte - von einer geistigen Nahrung, die den inneren Hunger, die innere Rastlosigkeit endlich erfüllen kann. Er, das Wort Gottes, deklariert sich selbst zu diesem Brot, dass den Menschen dabei helfen kann, ihren geistigen Hunger zu stillen. Vielleicht ist ihnen auch selbst noch gar nicht so bewusst, dass sie diesen Hunger verspüren. Aber ich weiß, dass jeder Mensch an einem Punkt seines Lebens dort ankommt, von dem Jesus bereits spricht – wenn sie auf ihrer Reise den Aufstieg bewältigen, und plötzlich der innere Hunger und Durst da sind, die früher oder später gestillt werden wollen.