17. September 2017
Vergebung
Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte ihn: »Herr, wenn mein Bruder oder meine Schwester an mir schuldig wird, wie oft muss ich ihnen verzeihen? Siebenmal?« Jesus antwortete: »Nein, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal! «Jesus fuhr fort: »Macht euch klar, was es bedeutet, dass Gott angefangen hat, seine Herrschaft aufzurichten! Er handelt dabei wie jener König, der mit den Verwaltern seiner Güter abrechnen wollte. Gleich zu Beginn brachte man ihm einen Mann, der ihm einen Millionenbetrag schuldete. Da er nicht zahlen konnte, befahl der Herr, ihn zu verkaufen, auch seine Frau und seine Kinder und seinen ganzen Besitz, und den Erlös für die Tilgung der Schulden zu verwenden. Aber der Schuldner warf sich vor ihm nieder und bat: ›Hab doch Geduld mit mir! Ich will dir ja alles zurückzahlen.‹ Da bekam der Herr Mitleid; er gab ihn frei und erließ ihm auch noch die ganze Schuld. Kaum draußen, traf dieser Mann auf einen Kollegen, der ihm einen geringen Betrag schuldete. Den packte er an der Kehle, würgte ihn und sagte: ›Gib zurück, was du mir schuldest!‹ Der Schuldner fiel auf die Knie und bettelte: ›Hab Geduld mit mir! Ich will es dir ja zurückgeben!‹ Aber sein Gläubiger wollte nichts davon hören, sondern ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld beglichen hätte. Als das seine anderen Kollegen sahen, konnten sie es nicht fassen. Sie liefen zu ihrem Herrn und erzählten ihm, was geschehen war. Er ließ den Mann kommen und sagte: ›Was bist du für ein böser Mensch! Ich habe dir die ganze Schuld erlassen, weil du mich darum gebeten hast. Hättest du nicht auch Erbarmen haben können mit deinem Kollegen, so wie ich es mit dir gehabt habe?‹ Dann übergab er ihn voller Zorn den Folterknechten zur Bestrafung, bis er die ganze Schuld zurückgezahlt haben würde. So wird euch mein Vater im Himmel auch behandeln, wenn ihr eurem Bruder oder eurer Schwester nicht von Herzen verzeiht.«
Gedanken zum Text
Das Sonntagsevangelium greift ein sehr wesentliches Lebensthema auf: Verzeihen und Güte. Wie schwer oder leicht fällt es mir, einem Menschen zu verzeihen, wenn er oder sie einen Fehler gemacht hat? Können wir wirklich verzeihen? Bei "Kleinigkeiten" wird dies leichter sein. Was aber ist, wenn der Fehler bzw. die Schuld größer ist? Jesus macht mit dem Gleichnis deutlich, dass der Verwalter Mitleid mit dem Mann hat, wenn dieser um Nachsicht bittet. Und er vertraut auf die Aufrichtigkeit dieses Menschen. So ist er gütig und erlässt dem Mann seine große finanzielle Schuld. Bis dahin hätte die Geschichte ein „Happy End“. Doch was macht der Mann, der gerade "reich beschenkt" wurde. Er ist hart und unnachgiebig einem Menschen gegenüber, der ihm eine viel kleinere Summe schuldet. Dies wird bekannt und nun folgt die Konsequenz. Der Mann, der vom Verwalter beschenkt wurde, wird nun hart bestraft. Jesus macht deutlich, dass es nicht sein kann, dass ich als Mensch Güte erfahre und mir meine große Schuld vergeben wird und ich sogar meine Schuld nicht begleichen muss. Andererseits aber gebe ich diese Güte nicht weiter, selbst wenn die Schuld deutlich kleiner ist. Jesus bekräftigt hier seine wesentliche Botschaft: "Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt - das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern." (Mt 7,12) Dann gibt es noch die Frage von Petrus an Jesus, wie oft ich einem Menschen verzeihen soll. Ist sieben Mal nicht schon sehr viel? Aus menschlicher Sicht ist diese Frage nachvollziehbar. Doch Jesus macht deutlich, Gott hat keine Grenze des Verzeihens. Gottes Güte ist unbegrenzt. Die 77 steht für Unendlichkeit. Wir sollen unserer/unserem Nächsten verzeihen, ohne "nachzuzählen". Denn wir Menschen machen Fehler, dies gehört zu unserem Menschsein. Aber das Gleichnis mit dem Verwalter zeigt, Verzeihen und Güte enden da, wo ein Mensch die selbst erfahrene Verzeihung und Güte selbst nicht lebt. Es gilt, "Nehmen und Geben" müssen in einem Gleichgewicht sein. Wer nur nimmt und selbst nichts gibt, hat die Güte des Nächsten und die Güte Gottes nicht verdient.