03. Oktober 2021
Und sie werden ein Fleisch werden
Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
Gedanken zum Text
Das heutige Evangelium wirft viele Fragen bei mir auf. Das Thema der Ehescheidung wird schließlich nach wie vor in der Kirche diskutiert, die Kirche beharrt auf dem Standpunkt Jesu: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Auf der anderen Seite stehen Fragen wie: Was, wenn beide unglücklich sind? Was, wenn ein*e Partner*in gewalttätig ist? Was, wenn sich die Person zu sehr verändert?
Meiner Interpretation nach würde Jesus hier nicht sagen: Du hast diese Person geheiratet, also bleibst du bei ihr, auch wenn das für euch beide das größte Unglück bedeutet. Beziehungen sind immer auch harte Arbeit, denn wenn man den größten Teil seines Lebens mit jemandem verbringen will, so bedeutet das auch immer Reibung und Konflikt. Manchmal fühlt man sich vielleicht überfordert von dieser Arbeit und würde gerne den Ausweg nehmen.
Jesus zeigt uns im heutigen Evangelium, dass der Mensch für eine Beziehung geschaffen ist. In der Schöpfung wurde es von Gott so angelegt, dass der Mensch seine Eltern verlässt, um eine neue Beziehung zu führen, um „ein Fleisch zu sein“.
Es ist dem Menschen also angelegt, nach einer Beziehung zu streben. Genauso ist ihm aber auch die Hartherzigkeit angelegt, welche uns dazu animiert den einfachen Weg zu gehen, statt die Arbeit an einer Beziehung auf sich zu nehmen.
Es fällt mir schwer mich zu diesem Thema zu positionieren, denn selten werden solche Entscheidungen leichtsinnig getroffen. Es gibt gute Argumente, die für und gegen eine Ehescheidung sprechen, letzten Endes ist und bleibt es aber immer eine persönliche Entscheidung.