15. Mai 2022
Selbstähnlichkeit der Liebe
Als Judas vom Mahl hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Gedanken zum Text
In der Physik gibt es das Phänomen der Selbstähnlichkeit. Dabei handelt es sich um grundsätzlich wiederkehrende, in sich selbst verschachtelte Strukturen. Also Strukturen, die bei Vergrößerung immer wieder ihre ursprüngliche Struktur enthalten (siehe Bild oben).
Der heutige Bibeltext passt sehr gut zu diesem Phänomen: Gott liebt Jesus, Jesus wiederum liebt seine Jünger*innen, seine Jünger*innen sollen sich untereinander lieben. Die wiederkehrende Struktur ist sozusagen die Liebe. Durch diese Struktur, diesen immer wiederkehrenden Kern der Liebe konnte sich das Christentum schnell zu einer Weltreligion entwickeln.
Die Liebe unter uns Menschen ist also ein Abbild der Liebe Gottes zu uns. Somit wird mit der Liebe unter den Menschen auch immer die Liebe Gottes deutlich. Dabei handelt es sich um die wichtigste Botschaft des Christentums: eine Botschaft der Liebe! In seiner ursprünglichen Ausrichtung ist das Christentum eine Religion der Liebe, die sich gegen Hass aller Art wendet (Vgl. Gleichnis des barmherzigen Samariters Lk 10,25-37, dreifaches Liebesgebot Mt 22,34-40, Feindesliebe Mt 5,43-48).
Damit grenzte sich das Christentum zu vielen Religion zu der Zeit ab. Jesus predigte keinen Hass oder Gewalt gegen Andersgläubige, denn durch Werke der Liebe kann der Glaube viel besser verbreitet werden.
Und so ist es nun an uns, durch Werke der Nächstenliebe, durch die Liebe untereinander den Glauben weiterzuverbreiten und die Liebe Gottes unter uns sichtbar zu machen.