10. Dezember 2017
Schau nach vorne!
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
Gedanken zum Text
Wenn Kinder mit dem Fahrrad fahren und begleitet werden, dann schauen sie gerne zur Seite. Manchmal sind sie abgelenkt. Manchmal versuchen sie sich zu orientieren. Später beim Autofahren kann es ähnlich sein. Gut ist, wenn dann jemand den Hinweis gibt: "Schau nach vorne!"
Die Zeit des Advents richtet uns mit Johannes dem Täufer nach vorne hin aus. Johannes ist ein "Nach-Vorne-Seher". Mit ihm sind die Menschen Israels voller Erwartung. Ihr Blick richtet sich in die Zukunft. Sie ersehnen das Kommen des Messias. Der Täufer möchte den Menschen helfen, sich auf die Ankunft des Messias vorzubereiten. So ruft er sie heraus aus ihrer alltäglichen Umgebung. Er ruft sie heraus aus der Betriebsamkeit und den Anforderungen des Alltages.
Er ruft und die Menschen Palästinas setzen sich in Bewegung. Sie lösen sich von dem, was sie sonst umhertreibt. Herausgerufen machen sie sich auf den Weg hinaus zum Ufer des Jordans.
Die Menschen, die aus Jerusalem kommen, müssen dabei einen Weg bestreiten, der abwärts fährt. Es ist ein Weg, der in die Tiefe geht. Sie müssen zunächst durch die Stadt Jericho hindurch. Jericho liegt 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Keine Stadt der Welt ist tiefer gelegen. Jordan heißt übersetzt - der herabsteigende Fluss. Die Umgebung des Jordans lädt also von seiner Geographie her dazu ein, in die Tiefe hinabzusteigen. Es gibt wohl keinen besseren Ort auf dieser Welt, um die Ankunft Jesu vorzubereiten, als diesen tiefgründigen Flecken Erde am Ufer des Jordans. Jesus steigt so tief in das menschliche Leben herab wie nur irgendwie möglich.
Wie für Jesus, so bedeutet das Hinfinden zu diesem Täufer am Ufer des Jordans für jeden Menschen einen Abstieg. Es ist ein Herabsteigen, Schritt für Schritt, wohl auch in die eigenen Tiefen der Existenz. Was zählt in meinem Leben? Was ist mir wichtig? Und was von dem, das mir wichtig ist, hat auch Bestand vor Gott? Woraufhin richte ich mich und mein Leben aus? Was sehe ich, wenn ich nach vorne sehe?