22. Dezember 2020
Schau hin...
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.
Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
Gedanken zum Text
Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl in seiner Wohnung. Damals vor vielen Jahren in Berlin. Irgendwann hatte ich angefangen, ihm zu misstrauen. Wann es begonnen hatte, wusste ich nicht, doch zu leugnen war es auch nicht mehr. Und an einem Morgen, der so frostig war wie unsere Beziehung, war es vorbei.
Das Leben hatte mich überrannt. Die, die immer so gerne die Kontrolle behielt und dachte, das Schicksal ließe sich planen. Mein Vertrauen war verletzt. Massiv. In mich. In Andere. In das Leben. Es dauerte Monate, bis ich mich ansatzweise erholte. Doch es gab da diese eine Stimme in mir, die mir riet, an das Leben und die Liebe zu glauben. Alles würde gut werden.
Soll er Maria wirklich verlassen, denn sie ist schwanger, aber nicht von ihm: Josef erscheint in einem Moment der großen Verletzung ein Engel, der ihm Klarheit beschert. Er vertraut auf diese Stimme und nimmt seine Frau vollends zu sich. Er vertraut und überwindet so den Moment des Zweifels.
Nun erscheint nicht jedem von uns im größten Kummer sofort ein Engel. Zumindest war es damals bei mir in Berlin nicht so. Ich fuhr mit der Bahn einsam zurück nach Hause, doch rückblickend sage ich, dass ich mich selbst in den nächsten Monaten wiederfand. Und in mir selbst viele Antworten. Und nicht nur das, ich wurde gehalten und getragen von einem Netz voller Liebe, aber auch Besonnenheit und Ehrlichkeit, um mich herum.
Engel sind überall. Sie sind deine Kollegen, Freunde, Familie, Unbekannte. Sie erscheinen in vielen, ganz verschiedenen Formen und Farben. Und gemeinsam mit ihnen machen wir uns auf die Suche nach Lösungen für die Herausforderungen unseres Lebens.
Ich wünsche Dir, dass Dir im neuen Jahr solche Unterstützungen zuteilwerden. Dass Du, wenn Du wie Josef wachliegst und Dein Problem zerdenkst, aufgefangen wirst.
Schau hin, mit den äußeren Augen. Schau hin, mit den inneren Augen. Du bist nicht allein!