02. Juni 2024
Regeln brechen
An einem Sabbat ging er durch die Kornfelder und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, wie er zur Zeit des Hohepriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Als er wieder in die Synagoge ging, war dort ein Mann mit einer verdorrten Hand. Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt - Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus und seine Hand wurde wiederhergestellt. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.
Gedanken zum Text
"Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat“ – Jesus macht in dieser Aussage einmal mehr deutlich, dass für ihn das Prinzip bzw. Gesetz nicht über dem Menschen steht.
Jesus gibt uns im zweiten Absatz des Tagesevangeliums mit, dass es wichtiger ist, ein Leben zu retten, als den Sabbat damit zu ehren, nicht zu arbeiten. Er wägt also den Grundsatz Gutes zu tun und Leben zu retten gegen die Regel bzw. das Gesetz ab, am Sabbat nicht arbeiten zu dürfen.
Letzte Woche feierten wir das 75-jährige Bestehen eines ganz besonderen Gesetzes: Unserem Grundgesetz. Es ist die Basis unseres Staates und damit grundlegend für alles, was politisch in Deutschland entschieden wird.
Dennoch können die einzelnen Paragrafen nicht immer wörtlich genommen werden. Manchmal widersprechen sich einzelne Paragrafen, manchmal würde das wörtlich nehmen eines Paragrafen in bestimmten Situationen gegen den eigentlichen Sinn des Paragrafen stehen.
Regeln und Gesetze können nicht immer absolut und immer gültig sein. Denn dann wären sie viel zu komplex, um noch vernünftig anwendbar zu sein. Es gilt also abzuwägen, und nicht blind und absolut den Regeln zu folgen, wie die Pharisäer es von Jesus und seinen Jüngern verlangen. Denn sonst verkehren wir die Regeln vielleicht sogar in ihr Gegenteil.
Mit diesem Lebensimpuls will ich nicht zur Revolution aufrufen. Es geht vielmehr um den Alltag. Wir leben nach so vielen Regeln, Regelungen und Traditionen, dass wir manchmal vergessen, dass diese nicht allgültig sind und vielleicht manchmal sogar dazu führen, dass wir gegen ihren eigentlichen Sinn handeln.
Vielleicht nehmen wir uns dieses lange Wochenende zum Anlass, um zu schauen, wie wir selbst mit Regeln umgehen.