11. April 2020
Osterlauf
Am ersten Tag der Woche kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus, und sie kamen zum Grab. Es liefen aber die beiden miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam als Erster zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein. Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Leinentücher liegen, und das Schweißtuch, das auf Jesu Haupt gelegen hatte, nicht bei den Leinentüchern, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Da ging auch der andere Jünger hinein, der als Erster zum Grab gekommen war, und sah und glaubte. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste.
Gedanken zum Text
Sie laufen so schnell sie können und waren kurz vorher noch wie ausgebremst. Sie laufen zum Grab, als sie hören, dass es leer sein soll. Sie wussten nicht, wie es weiter gehen kann, als Maria von Magdala ihnen die Botschaft bringt: „Ich habe den Herrn gesehen“, er lebt. Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern Gott.
Wie ausgebremst ist das Frühjahr 2020. In allen Bereichen des Lebens spüren wir das. Die Vorbereitung für die Kar- und Ostertage, die Erstkommunion und vieles andere war in vollem Gang. Dann wurde immer klarer, dass der Corona-Virus massive Folgen mit sich bringt. Ostern 2020 feiern wir in einer ungewöhnlichen Situation.
Was es heißt aus der Botschaft von Ostern zu leben, hat Papst Franziskus einmal so beschrieben: „Wir verkünden die Auferstehung Christi, wenn sein Licht die finsteren Augenblicke unseres Daseins erhellt und wir es mit den anderen teilen können; wenn wir es verstehen, mit denen zu lächeln, die lächeln, und mit denen zu weinen, die weinen; wenn wir an der Seite derer gehen, die traurig sind und Gefahr laufen, die Hoffnung zu verlieren; wenn wir all jenen von unserer Erfahrung des Glaubens erzählen, die auf der Suche nach Sinn und Glück sind.“ Der österliche Glaube schenkt uns auch in der Corona-Zeit Hoffnung und gibt uns Mut, uns für andere einzusetzen. Als Christen bezeugen wir damit, dass Gott da ist und dass wir für das Leben geschaffen sind. Die Bereitschaft von vielen Jugendlichen in Gruppen und Verbänden, Einkäufe für ältere Menschen zu übernehmen, das gemeinsame, wenn auch räumlich getrennte Gebet oder ein verbindendes Telefongespräch zeigen das zum Beispiel. Jeden Abend läuten um 19.30 Uhr die Glocken im ganzen Erzbistum Köln. Das ist die Einladung aneinander zu denken und füreinander zu beten: für die Kranken, für alle, die jetzt in ihren Berufen besonders gefordert sind, für alle, die Sorgen haben und für die, die anderen unkompliziert helfen. „Mit unserer Haltung, mit unserem Zeugnis, mit unserem Leben sagen wir: Jesus ist auferstanden! Wir verkünden es aus ganzer Seele“, sagt Papst Franziskus.
Im festen Vertrauen, dass Jesus Christus bei uns ist, wird auch in diesem Jahr die Osterkerze im Dunkeln angezündet. Dabei sind die Worte zu hören: „Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg“. Das Licht der Osterkerze brennt auch im Jahr 2020, sie ist heller und stärker als das Dunkel. Voller Hoffnung heißt es weiter: „Geweiht zum Ruhm deines Namens, leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben“.
Ich wünsche allen das Vertrauen auf dieses starke Licht, das alles Dunkel vertreibt – auf Christus, der uns das Leben bringt!