20. Mai 2018
Nur Mut
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Gedanken zum Text
Die Jünger schließen sich ein. Sie haben Angst. Sie trauen sich nicht mehr vor die Türe. Sie scheinen aufzugeben. Der Mut hat sie verlassen. Die Rückschläge der letzten Tage und Wochen waren einfach zu gewaltig. Tür zu! Der einst so weit reichende Blick für die Gegenwart Gottes in ihrem Leben reicht nur noch bis zur nächsten Wand. Es steht gar die Frage im Raum, ob man nun aufgeben soll. Es war alles gut und schön mit Jesus. Aber nun sieht es ohne ihn doch ziemlich aussichtslos aus. In dieser Stunde des Rückzugs steht Zukunft der Jesusgemeinschaft auf dem Spiel. Können diese Jünger noch einmal die Türe öffnen und den über den Tod hinaus liebenden Gott verkünden; der heilt, Sünden vergibt und neues Leben schenkt? Können sie das in einer Welt der Ablehnung, der Unterdrückung, der Machtgierigen und andauernden gewaltsamen Unruhen im römischen Reich?
Oder kapitulieren sie vor den Zuständen der Welt?
Aufgeben - erst Recht im Geiste und gar den Geist aufgeben - das ist nicht die Wirkungsweise Gottes.
Denn Pfingsten ist das Fest gegen allen Rückzug, gegen jede Form des Zurücklehnens, des sich Einigelns und Verschließens. Pfingsten weht der Entmutigung den Geist Gottes entgegen. Wenn Weihnachten das Fest der Freude ist. Wenn Ostern das Fest der Hoffnung ist. Dann ist Pfingsten das Fest des Mutes. Es ist ein Mut, der sich nicht in Fleisch und Muskelkraft zeigt. Sondern es ist der Mut des Geistes, der sich vom Lebensatem Gottes speist.
Pfingsten bedeutet den Geist zu empfangen und Mut zu fassen, sich von Jesus aussenden zu lassen. Wir brauchen die Türe dafür noch nicht einmal bewusst zu öffnen. Er vermag auch durch verschlossene Türen zu gehen, um uns auf Sendung zu schicken: Ihr seid dazu gesendet zu vergeben. Ihr seid dazu gesendet, Frieden zu stiften. Ihr seid dazu gesendet, dem Leben zu dienen. Ihr seid dazu gesendet, zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen. Ihr seid dazu gesendet, Zeugen des Lebens zu sein, welches die Kraft hat alles Todbringende zu besiegen. Ihr seid gesendet zu lieben.
Ihr seid gesendet. Habt Mut!