11. Oktober 2020
Kommt zur Hochzeit
Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu rufen; doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Die Übrigen aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert. Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, alle, die sie fanden, Böse und Gute; und der Hochzeitssaal war voll mit Gästen. Da ging der König hinein zum Mahl, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die äußerste Finsternis! Da wird sein Heulen und Zähneklappern. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.
Gedanken zum Text
Eine Hochzeit ist normalerweise ein freudiges Ereignis. Aber was ist in diesen Zeiten schon normal? Erst in dieser Woche sind hier in Leverkusen die Corona-Fallzahlen nochmal angestiegen, was auch Auswirkungen auf private Feierlichkeiten, insbesondere Hochzeiten hat.
Im heutigen Gleichnis stellt sich die Situation ganz anders da. Die Hochzeit ist geplant, soll starten, aber die Gäste wollen nicht kommen. Eigentlich ist das schwer vorstellbar, denn es ist nicht irgendeine Hochzeit, sondern die des Kindes einer*s König*in. Man kann also zum einen davon ausgehen, dass dies ein pompöses Fest wird, zum anderen kann man davon ausgehen, dass es ernste Konsequenzen hat, wenn man die Einladung einer*s König*in ausschlägt. Doch so geschieht es, die Gäste lehnen dankend ab. Der*die König*in unternimmt sogar noch einen zweiten Versuch und will die Gäste mit den kulinarischen Köstlichkeiten locken, die er*sie zu bieten hat. (Man sollte dazu sagen, dass Hochzeiten zur damaligen Zeit rauschende Feste waren, die gut und gerne mal mehrere Tage dauern konnten, von royalen Hochzeiten einmal ganz abgesehen.) Doch weiterhin verweigern die Gäste ihre Teilnahme und gehen ihren alltäglichen Geschäften nach. Schlimmer noch, manche gehen sogar auf die Diener*innen der*s König*in los und tuen ihnen Gewalt an. Da wird der*die König*in wütend. Statt eines Festes gibt es nun Krieg! Diejenigen, die eigentlich an der Festtafel platznehmen sollten, werden nun vernichtet und ihre Städte in Schutt und Asche gelegt. Was passiert nun mit der Hochzeit? Die findet trotzdem statt, aber nicht mit den undankbaren Gästen, die nicht kommen wollten, sondern mit ganz normalen Leuten von der Straße. Alle, die die Diener*innen treffen, sind eingeladen. Aber dennoch schleicht sich jemand ohne Hochzeitsgewand in den Festsaal. Der*m König*in fällt das natürlich auf, aber der*die Ertappte bleibt stumm. Die wenigsten hätten wohl den Mut der*m König*in ins Gesicht zu sagen, dass man sich halt an den Wachen und den Diener*innen vorbeigeschlichen hat, um was vom Buffet abzugreifen. Prompt erfolgt der nächste Rausschmiss.
Wie können wir diese letzte Passage in Bezug auf das Reich Gottes verstehen? Geht es Gott wirklich darum, welche Kleidung ich trage? Ich vermute, dass es Gott herzlich egal ist, wer welche Kleidung oder Farbe trägt und wie lang welche Schärpe sein soll. Was Gott ganz und gar nicht egal ist, ist die Haltung des Herzens. Das Reich Gottes ist nicht essen und trinken, wie es an anderer Stelle heißt, sondern eine Art Haltung. Wer also mit der Einstellung kommt, ist ja alles gar nicht so wild, mein Aufzug wird schon passen, irrt sich. Das Reich Gottes ist wie eine königliche Hochzeit, edel, groß und schön. So müssen wir uns nicht verhalten, sondern wir dürfen. Denn wir sind eingeladen, an der größten und schönsten Festtafel Platz zunehmen, weil Gott uns dabeihaben möchte. Das sollte doch nicht daran scheitern, dass wir vergessen uns zu freuen.