Keine krummen Dinger
(Lk 3, 1-6)
03. Dezember 2021
Keine krummen Dinger
Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja (Jesaja 40,3-5): „Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.“
Gedanken zum Text
Die vorliegende Bibelstelle ist sehr aufgeladen. Für ihre Kürze birgt sie sehr vieles, auf das in diesem Impuls kurz eingegangen werden soll.
Bereits beim Lesen fällt direkt schon zu Anfang die detaillierte Beschreibung des Zeitpunktes auf. Es soll dem Leser deutlich gemacht werden, dass das Folgende historisch genau zu verorten ist. Es soll nicht der Anschein von etwas Utopischem, wenn nicht sogar Weltfremden aufkommen.
Gott spricht zu Johannes. Dies ist in dem Sinne nichts Unübliches, so ist uns doch häufiger (vor allem im alten Testament) überliefert, dass Gott sein Wort an die Menschen richtet, häufig an so genannte Propheten, die als Mittler zwischen Gott und den Menschen fungieren sollen. Somit ist dieser Akt nicht auffällig. Umso wichtiger ist eigentlich, was uns nicht überliefert ist. Es wird lediglich gesagt, dass das Wort Gottes zu Johannes „geschah“. Von einer Überlieferung, was denn genau Gott an Johannes gerichtet hat, ist nicht die Rede. Einzig die Folgen dieses Wortes sind überliefert: Johannes verlässt die Wüste und macht sich direkt auf zum Jordan, um dort zu predigen. Er predigt von der Taufe, also von einem Neuanfang. Die Worte Gottes haben ihn so sehr bewegt, dass er den Menschen durch die Taufe einen „sündenfreien“ Neuanfang ermöglichen will – für das, was kommen wird.
Und zwar ist dieser Neuanfang nötig. Denn Johannes predigt davon, dass der Mensch bereit sein soll. Er redet von der Ankunft des Herrn, auf die die Menschen gefasst sein müssen. Und für diese Ankunft muss so einiges passieren: Er spricht von der Erhöhung der Täler, von der Erniedrigung der Berge und von dem Kraftakt, etwas Krummes wieder gerade zu machen.
Johannes fordert uns heraus. Es ist kein bloßes Dabeisitzen und Zuschauen bei der Ankunft des Herrn. Wer schon mal versucht hat, etwas Krummes wieder gerade zu biegen, weiß mit wie viel Kraft dies verbunden ist.
Johannes möchte, dass wir auf die Ankunft des Herrn vorbereitet sind. Und dafür versucht er uns zu helfen, dass wir alles beseitigen, was zwischen uns und dieser Ankunft steht. Wir sollen uns bewusst machen, was in uns krumm oder uneben ist. Wir sollen uns Zeit und Energie nehmen, um diese krummen und unebenen Dinge gerade und eben zu machen. Das kann eine seelische Unausgeglichenheit sein, ein emotionales Auf und Ab, oder auch einfach Stress, den der Alltag mit sich bringt.
Johannes lädt uns also ein, die Adventszeit zu nutzen. Denn nichts anders ist die Adventszeit: Die Zeit der Vorbereitung und Besinnung auf die Ankunft des Herrn in der Geburt Jesu Christi. Und vor allem in der heutigen, unstetigen Zeit einer Pandemie erfüllen die Worte des Johannes absolut ihren Zweck: Zur Ruhe kommen, sich Zeit nehmen, herausfinden, was in mir krumm ist, und dieses gerade machen - für die Ankunft des Herrn.