21. Februar 2021
In die Wüste geschickt
Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste. Und er war vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan versucht. Und er war bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm. Nachdem man Johannes gefangen genommen hatte, kam Jesus nach Galiläa und verkündigte das Evangelium Gottes: Erfüllt ist die Zeit, und nahe gekommen ist das Reich Gottes. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Gedanken zum Text
Jesus wird vom Geist in die Wüste getrieben. Oder man könnte sagen: Er wird vom Geist in die Wüste geschickt. Diese Redensart bezieht sich auf einen Brauch der Israeliten aus dem Buch Levitikus: „Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Schuld der Israeliten und alle ihre Frevel mitsamt all ihrer Sünden bekennen. Nachdem er sie so auf den Kopf des Bockes geladen hat, soll er ihn […] in die Wüste schicken und der Bock soll alle ihre Sünden mit sich in die Einöde tragen.“ (Lev 16,21f) Einmal im Jahr werden also die Sünden öffentlich bekannt, auf den wortwörtlichen Sündenbock geladen und vertrieben.
Das Ritual scheint veraltet zu sein, aber die Idee ist heute noch aktuell: Was tun mit unseren Schuldgefühlen, Gewissensbissen, Fauxpas und Fehlverhalten?
Wir können mit ihnen zu Christus kommen. Wir können unsere Probleme vor Ihn bringen und Ihm anvertrauen, sodass er sie dann, gemeinsam mit uns, in die Wüste schicken kann.
Und dazu lädt uns die Fastenzeit jedes Jahr aufs Neue wieder ein: Uns bewusst zu werden, dass wir nicht perfekt sind, dass wir uns nicht immer richtig verhalten haben und dadurch in einem gewissen Sinn schuldig geworden sind. Aber auch um uns bewusst zu werden, dass wir nicht allein sind mit dieser Schuld und diese mit jemandem teilen, verarbeiten, bereuen, wiedergutmachen und sie somit in die Wüste schicken können.
Wie Jesus im heutigen Evangelium müssen wir uns allerdings davor der Wüste der inneren Einkehr stellen. Das macht jeder Mensch auf seine eigene Art: Die einen verzichten dafür auf Süßigkeiten, die anderen auf Social-Media, wiederum andere nutzen persönliche Einkehr oder Meditation. Denn Fastenzeit bedeutet nicht, dass man schlechte Laune hat, weil man Hunger hat. Sie dient uns dazu zu uns selbst zu finden, mit uns selbst ins Reine zu kommen und mit neuer Kraft daraus hervorzugehen, um am Ende - wie Jesus im Evangelium - das Wort Gottes gestärkt verkünden zu können.