23. Juli 2017
Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen
Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!
Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter eine große Menge Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.
Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen, damit sich erfülle, was durch den Propheten gesagt worden ist: Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen, / ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war.
Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker! Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn; der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel. Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre!
Gedanken zum Text
Gleich drei Gleichnisse werden hier zum Sonntagsevangelium zusammengefasst. Gleich drei Gleichnisse verwendet Jesus, um den Menschen vom Himmelreich zu erzählen. Vielen, die sich noch nie mit Landwirtschaft beschäftigt oder mit dem Brotbacken auseinandergesetzt haben, werden diese Gleichnisse vielleicht nicht auf Anhieb verständlich sein. Und auch die Jünger forderten eine Erklärung von Jesus.
Die Gleichnisse vom Senfkorn und dem Sauerteig sind sich inhaltlich sehr ähnlich. Das kleine unscheinbare Senfkorn wird zu einem großen Baum, der Schatten wirft, Früchte trägt und Vögel zum Nisten einlädt. Der Sauerteig, ein Stück gegorener Teig, dient als Treibmittel und wirkt quasi „ansteckend“. Und genau so, sagt Jesus, ist es mit dem Himmelreich. Die Idee, dass etwas „ansteckend“ ist, kann im ersten Moment durchaus irgendwie nach Krankheit und vielleicht etwas beängstigend klingen. Aber auch gute Laune oder ein Lachen können „ansteckend“ sein. Und über Jesus singen wir „einer hat uns angesteckt, mit der Flamme der Liebe“. Denn genauso verhält es sich auch mit einer Leidenschaft. Wenn jemand für etwas brennt, kann ein Funke überspringen und man kann andere mit der eigenen Begeisterung „anstecken“. So kann ein kleiner Funke ein großes Feuer entfachen und ein kleines Senfkorn zu einem großen Baum heranwachsen.
Das Himmelreich ist mit Jesus angebrochen. Er hat, von damals an bis heute, viele Menschen begeistert und „angesteckt“. Doch wie steht es heute um das Himmelreich? Wie hoch ist das kleine Senfkorn gewachsen, das Jesus damals gesät hat? Ich würde sagen: da ist eindeutig noch Luft nach oben. Außerdem denke ich, dass es immer wieder Menschen braucht, die sich um das Senfkorn kümmern. Menschen, die sich „anstecken“ lassen von Jesu Liebe und seine Frohe Botschaft immer wieder neu befeuern.