27. Mai 2018
Ich bin bei euch
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Gedanken zum Text
Das Evangelium des sogenannten Dreifaltigkeitssonntags enthält den Schluss des Matthäus-Evangeliums.
Im Prinzip fasst diese kurze Stelle das gesamte Leben Jesu gut zusammen. Er trifft sich mit seinen Jüngern auf einem Berg. Der Berg steht in der Bibel immer für die unmittelbare Begegnung mit Gott. Schon Mose und viele andere Propheten stiegen auf Berge, um Gott nahe zu sein. So begegnen die Jünger auch wahrhaftig Gott auf dem Berg. Doch einige zweifeln. Weiterhin können es selbst die engsten Freunde und Gefährten Jesu noch immer nicht glauben, dass er wirklich auferstanden ist. Doch dieses Mal ist etwas anders. Jesus erklärt nichts oder belehrt die Jünger. Er sendet sie hinaus. Er sendet jeden einzelnen, ob sie nun zweifeln oder sich 100%ig sicher sind. Er sendet sie hinaus zu allen Völkern. In der Nachfolge Christi geht es nicht darum, nie zu zweifeln, nie zu hadern, zu weinen und zu verfluchen, sondern es geht darum authentisch Zeugnis vom Leben Jesu abzulegen. Es geht nicht darum, sich immer sicher zu sein. Die Jünger machen sich auf den Weg, mal alleine, mal in Gruppen, aber immer wieder in neuen Umgebungen und neuen Konstellationen. Sie wissen nie, was sie vorfinden werden. Alle Völker sollen getauft werden auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Doch eines ist klar: Die Botschaft Jesu ist nicht nur für die Gebildeten, Gut-Situierten und freien Menschen bestimmt, sondern auch oder vielleicht vor allem für die Armen, Kranken, Sklaven und Entrechteten. Alle Menschen sollen Jünger Jesu werden, also ihm nachfolgen und die Gebote seiner Liebe halten.
Das klingt alles sehr schön und gut, werden sich die Jünger gedacht haben und auch heute ist das alles nicht so einfach. Die antike Welt war voll von Religionen, Riten und Traditionen und hatte sicherlich bei weitem keinen Bedarf an einer jüdischen Sekte deren Anführer gerade erst hingerichtet wurden. Vielleicht kommt uns das heute auch bekannt vor? Die Kirchen werden stetig kleiner, das Interesse an Religion nimmt ab und der Markt an Religiosität scheint gesättigt. Und trotzdem hat die Botschaft damals eine derartige Kraft entwickelt, dass sie sich schnell ausbreitete und immer wieder neu Menschen und Generationen begeistert hat. Kann sie das auch heute? Jesus sagt: Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt!