09. September 2018
Hören & Reden
Jesus verließ wieder das Gebiet von Tyrus und zog über Sidon zum See von Galiläa, mitten ins Gebiet der Zehn Städte. Dort brachten sie einen Taubstummen zu ihm mit der Bitte, ihm die Hände aufzulegen. Jesus führte ihn ein Stück von der Menge fort und legte seine Finger in die Ohren des Kranken; dann berührte er dessen Zunge mit Speichel. Er blickte zum Himmel empor, stöhnte und sagte zu dem Mann: "Effata!" Das heißt: "Öffne dich!" Im selben Augenblick konnte der Mann hören; auch seine Zunge löste sich und er konnte richtig sprechen. Jesus verbot den Anwesenden, es irgendjemand weiterzusagen; aber je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Die Leute waren ganz außer sich und sagten: "Wie gut ist alles, was er gemacht hat: Den Gehörlosen gibt er das Gehör und den Stummen die Sprache!"
Gedanken zum Text
Jesus heilt den Mann und gibt ihm die Möglichkeit zu hören und zu reden. Hören kann grundsätzlich eine schöne Sache sein. Was wir in diesen Tagen zu hören bekommen, ist jedoch alles andere als schön. Wir hören von den Geschehnissen in Chemnitz . Wir hören von Nazis, die Hass verbreiten und Hetzjagden veranstalten. Wir hören von Gewalttaten und Menschen, die Angst haben auf die Straße zu gehen. Und wir hören die Politiker*innen, die diese Taten verharmlosen oder pauschal der Migration die Schuld geben. Hören und reden zu können, ist nicht nur ein Geschenk, es ist auch ein Auftrag. Wir müssen genau hinhören, wenn durch falsche Behauptungen Hass verbreitet und Ängste geschürt werden. Wir müssen genau hinhören, wenn die Grenzen des Sagbaren von Politiker*innen bewusst ausgeweitet und rechte Parolen durch die Straßen gebrüllt werden. Dann müssen wir reden, wir müssen den Mund aufmachen und Stellung beziehen. Und genau das hören wir, Gott sei Dank, in diesen Tagen auch immer wieder. Wir hören die vielen Leute, die auf die Straßen gehen, um sich dagegen zu stellen. Wir hören die vielen Leute, die auf Demos und Konzerten ihre Stimme erheben und sich für Vielfalt starkmachen. Wir hören die vielen Leute, die deutlich machen, dass diese rechten Idioten unser Land nicht repräsentieren oder vergiften können, denn #wirsindmehr.