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06. Oktober 2024
Herzenshaltung zu Erntedank
In jener Zeit kamen Pharisäer zu Jesus und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen.
Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben?
Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen.
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen
und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.
Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber.
Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch.
Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht.
Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
Gedanken zum Text
Wow – was für eine Bibelstelle: sie beinhaltet direkt drei ganz wichtige Themen, die es in sich haben: Einmal die Absicht Gottes - die Ehe als eine unauflösliche Einheit, dann der Blick auf die gesegneten Kinder, denen das Reich Gottes gehört und zuletzt die Herzenshaltung Jesu, die er gerecht gegenüber Frau und Mann aufzeigt. Mein Impuls fokussiert sich ganz speziell auf den letzten Punkt, der uns hier zeigt, dass Jesus / Gott keine Abstufungen zwischen den Menschen, und hier gezielt zwischen Mann und Frau macht. Wenn wir in die Zeit zurückblicken, war damals eine Scheidung nur dann möglich, wenn der Mann es gefordert hat. Es mussten einer der beiden Gründe vorliegen: entweder war die Frau nicht mehr hübsch genug oder sie hat Ehebruch begangen, indem sie mit einem anderen Mann intim wurde. Wenn wir nun auf die Bibelstelle blicken, sehen wir, wie Jesus auch Partei für die Frauen ergreift und versucht den Pharisäern und Jüngern zu vermitteln, dass es auch nicht Fair gegenüber der Frau ist, die Scheidung einzureichen, weil der Mann es möchte. Wie die Frau dazu steht, ist dem Mann hier egal. Selbst wenn die Frau die Ehe retten möchte, kann der Mann die Scheidung einfordern. Die Frau hat hier nichts zu melden.
Dieser Gedanke hängt nach. Ich denke, dass hier die Ehe wie der Bund Gottes mit dem Menschen gesehen werden kann. Aus zwei Menschen wird eine Einheit, wenn sie sich beide darauf einlassen. „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ – wie oft hören wir diesen Satz bei Hochzeiten und Eheschließungen. Aber haben wir uns mal darüber Gedanken gemacht, dass Gott auch hier den Bund zwischen Dir (der Mensch) und Gott meint? Eine unauflösliche Einheit, die dich nicht im Stich lässt, die immer da ist?
Mit Blick auf unseren Alltag finden wir diese Einheit nicht nur in der Ehe – sondern auch im Umgang mit unseren Menschen, mit denen wir (tagtäglich) arbeiten und viel Zeit verbringen.
Wie schwer fällt es uns im täglichen Alltag, gerecht für jeden einzustehen und jedem Menschen gegenüber Fair zu bleiben? Wo ist unser Grundvertrauen in den Menschen, der vor uns steht und das Vertrauen in uns selbst? Wie schnell schaffen unsere Kinder und Jugendlichen, ein vertrauen zu uns aufzubauen und dabei kennen sie uns nicht wirklich! Vielleicht schaffen wir es anlässlich zum Erntedankfest, den Moment zu nutzen, innezuhalten und statt „die Flinte ins Korn“ zu werfen, die Herzenshaltung Jesu mal einzunehmen, einen Schritt zurück zu gehen und eine faire, gerechte und hoffnungsvolle Lösung zu finden.