17. September 2023
Grenzenlose Vergebung
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist! Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.
Gedanken zum Text
Das Evangelium ist Teil der sogenannten Gemeinderede Jesu, deren Themen der Evangelist Matthäus seiner Gemeinde besonders ans Herz legt. Ein wichtiges Thema in jeder Gemeinschaft ist die Vergebung. Wir erkennen im eigenen Leben, dass das für uns zuweilen sehr schwer bis unmöglich ist, Schuld zu vergeben. Wir erkennen in uns und in angespannten oder zerbrochenen Beziehungen Grenzen der Vergebungsbereitschaft. Die Gemeinderede Jesu führt uns vor Augen, dass die grenzenlose Vergebungsbereitschaft Gottes die Empfänger dieser Barmherzigkeit dazu ermutigen soll, in der Vergebung grenzenlos zu sein. Das ist sehr herausfordernd und zuweilen sogar überfordernd.
Um jedoch zufrieden und in Frieden leben zu können, gilt es zumindest mit einer verletzenden Erfahrung einen eigenen Frieden zu machen; für sich selbst. Denn es ist nicht immer so, dass wir aktiv um Vergebung gebeten werden. Das Verzeihen geschieht dann im Inneren oder auch im Gebet, indem man es Gott anvertraut.
Ein starkes Beispiel ist für mich dahingehend Nelson Mandela, der nach 26 Jahren Haft sogleich eine Politik der Versöhnung ausrief. Nur so ist Frieden möglich. Die Mechanismen der Vergeltung führen ins Nichts. Mir hilft dieses Vorbild aus Fleisch und Blut aus der jüngeren Vergangenheit unserer Menschheitsgeschichte, um mit erfahrenen Verletzungen leichter umgehen zu können.