30. Dezember 2018
Gottes Wege sind unerwartet
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm. Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.
Gedanken zum Text
Alle Menschen, die Eltern sind, werden Maria und Josef gut verstehen, dass Sie geschockt und besorgt waren, als sie feststellten, dass ihr Kind nicht in der Pilgergruppe ist. Heute würden wir vielleicht denken, warum die Eltern nicht schon vorher reagiert haben, denn sie waren ja schon einen Tag unterwegs. Doch zur damaligen Zeit haben sich nicht nur die Eltern um ihr Kind gekümmert, Verwandte und Bekannte kümmerten sich auch selbstverständlich um ein ihnen bekanntes Kind. Für die Kinder war es auch "normal", beim Bekanntenkreis "unterzukommen". Dieses Verständnis und Vertrauen hatten auch Maria und Josef. Umso mehr ist zu verstehen, dass für beide die "Welt unterging". Sie kehrten sofort nach Jerusalem zurück, um ihren Sohn zu suchen. Drei Tage mussten sie mit der Ungewissheit leben, nicht zu wissen, wo ihr Sohn ist und wie es ihm geht. Dann finden sie ihren Sohn im Tempel, die Freude wird wahrscheinlich riesig gewesen sein. Sie erleben, dass ihr zwölfjähriger Sohn zwischen den Gelehrten sitzt und mit diesen diskutiert. Doch wie macht er dies? Er hört zu, stellt Fragen und gibt auch Antworten. Das Kind Jesus gibt uns als Kirche heute ein gutes Beispiel, was im Leben und für den Glauben wichtig ist. Er ist aufmerksam und hört zu; er ist achtsam und stellt erst Fragen, um besser zu verstehen; und er ist klar und gibt auch Antworten. Davon können wir lernen.
Maria und Josef als Eltern geben ihrem Sohn Jesus zu verstehen, dass sie Angst um ihn hatten. Und Jesus als Kind macht deutlich, dass er verwundert ist, dass seine Eltern ängstlich waren, denn er war dort, wo er hingehörte, bei seinem himmlischen Vater, denn er ist der Sohn Gottes. Dies konnten seine Eltern zur damaligen Zeit nicht verstehen oder glauben. Erst nach seinem Tod und seiner Auferstehung konnten sie es verstehen. Vor allem Maria, die das Agieren ihres Sohnes sehr in ihrem Herzen "speicherte". Es ist tröstlich, dass selbst die Eltern von Jesus ihn als Menschensohn nicht direkt erkannten. So dürfen wir mit unserem eventuellen Hadern mit Jesus Christus als Gott und Mensch nachsichtig umgehen. Denn dieser Glaube erfordert einen radikalen Glauben an das, was Gott als Weg zu uns Menschen gewählt hat. Ein ungewöhnlicher Weg, der uns herausfordert, denn Gottes Wege sind anders als wir dies uns als Menschen oft erhoffen. Ich lade dazu ein, sich auf das Unerwartete einzulassen, dann kann auch Unerwartetes in unserem Leben passieren.