16. Oktober 2022
Gott zögert offenbar nicht
Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?
Gedanken zum Text
Diese Bibelstelle lässt mich ehrlich gesagt etwas ratlos zurück. Einerseits sagt uns Jesus, dass wir nicht im Beten nachlassen sollen, so wie die Witwe, die immer wieder zum Richter kommt, damit er ihr Recht verschaffe. Sie geht im auf die Nerven, sie ist unnachgiebig. Gleichzeitig soll aber Gott nicht wie der beschriebene Richter sein, sondern unverzüglich den Betenden Recht verschaffen.
Wie aber passt das zusammen? Wieso müssen wir unnachgiebig Beten, wenn Gott uns doch unverzüglich Recht verschaffen wird? Lohnt sich dann überhaupt das Beten ohne nachzulassen, wenn Gott nicht unverzüglich eingreift?
Nun, das Gebet lohnt sich eigentlich immer. Einerseits tragen wir damit unsere Bitten vor Gott und dürfen darauf hoffen, dass er uns unser Recht verschafft. Andererseits ist es aber auch für uns gut zu beten: Wir können unsere Sorgen und Nöte abgeben, können sie jemand anderem anvertrauen, der immer ein offenes Ohr für uns hat.
Wenn es dann doch so scheint, dass Gott damit zögern würde uns unser Recht zu verschaffen, dann liegt es vielleicht an unserer Perspektive. Vielleicht können wir einfach noch nicht sehen, wie Gott uns zu unserem Recht verhilft beziehungsweise verholfen hat. Vielleicht gibt es einen anderen Grund, warum wir denken, Gott habe uns nicht zu unserem Recht verholfen, auch wenn dem vielleicht schon so ist.
Ehrlich gesagt stellen mich diese Antworten nicht ganz zufrieden.
Dennoch gibt es etwas, das wir tun können: Jesus sagt seinen Jüngern, und damit auch uns, dass wir „allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten“!