25.07.2021
Gewinnmaximierung mal anders
Danach ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele? Jesus sagte: lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt! Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Gedanken zum Text
Wer von uns kennt es nicht: Wenn wir ein Fest planen, eine Geburtstagsfeier oder auch nur einen gemütlichen Abend mit guten Freund*innen, dann wägen und rechnen wir vorher ab: Wie viele Getränke brauche ich, wie viel Essen wird benötigt, was kostet das Ganze – ist das in meinem Budget?
Regelmäßig stellen wir Kalkulationen zu Kosten und Nutzen auf. Selten tun wir dabei etwas, ohne einen Mehrwert davon zu tragen. Gewinnmaximierung stellt vor allem in der Wirtschaft das grundlegende Motiv dar. Aber auch privat macht der*die eine oder andere sich vielleicht Gedanken, wo das verdiente Geld am besten angelegt ist und sich vermehren kann, damit man sich ‚etwas leisten‘ kann oder um eine Altersvorsorge zu haben.
In der heutigen Bibelstelle stehen Jesus und seine Jünger*innen erstmal ganz schön blöd da würde man sagen – viel zu viele Menschen sind gekommen und kaum eine*r von ihnen hat ausreichend Essen dabei. Nur ein kleiner Junge kommt vor und zeigt, was er hat: fünf Brote und zwei Fische. Man muss nicht besonders gut im Kopfrechnen sein, um zu sehen, dass das nicht funktionieren kann. Viel zu wenig Essen, für viel zu viele Menschen.
Aber Jesus lässt sich davon nicht beirren – ruhig und besonnen spricht er das Dankgebet und lässt Brot und Fische verteilen. Am Ende bleibt mehr übrig, als zu Beginn verteilt wurde. Es ist eine der bekanntesten Wundererzählungen der Bibel. Heute möchte ich aber den Blick nicht auf das Wunder an sich richten, sondern den Fokus auf das Teilen legen. Denn die Erzählung von der Brotvermehrung zeigt uns auch: es geht um das Vertrauen darauf, dass Gott für mich und meine Mitmenschen Sorge trägt. Es geht nicht um das Sammeln und Anhäufen von Gütern, aber um das Teilen und das Geben. Egal wieviel ich geben kann, sei es auch noch so wenig, Gott wird es vermehren, sobald ich es in die Hände anderer gelegt habe.