22. August 2021
Geist UND Leben
In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.
Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Gedanken zum Text
Jesus eckt an, damals wie heute. Was er lehrt und was er vorlebt, ist nicht ohne, damals wie heute. Was Jesus erzählt, ist vielen Leuten zu hart. In der vorgegangenen Textstelle ging es darum, dass man Jesu Fleisch essen und Blut trinken muss, um Anteil an ihm zu haben. Zugegebenermaßen, das klingt wirklich hart und unglaublich.
Im übertragenen Sinne geht es um die Eucharistievorstellung, also darum, wie Mahl gehalten wird und was dies zu bedeuten hat. Jesus ist in dieser Hinsicht eindeutig: Er ist das lebendige Brot vom Himmel. Wer davon isst und trinkt, wird das ewige Leben haben und auferweckt werden. Kein Wunder also, dass sich viele der Menschen, die ihm folgen, darüber aufregen. Jesus aber ist verwundert, dass sie sich darüber streiten - wie soll das erst werden, wenn er in den Himmel aufgestiegen ist? Was wird dann wichtiger sein: Das tatsächliche, physische Essen oder die geistige Bedeutung, die dahintersteht?
Jesus macht klar: Die Worte, die er gesprochen hat und die uns überliefert sind, sind Geist UND Leben. Beides ist also wichtig, beides steht zusammen und kann nicht getrennt betrachtet werden. Die antiken Eucharistiefeiern darf man sich durchaus als richtiges Essen vorstellen. Paulus berichtet davon auch recht ausführlich. Und natürlich gab es da immer wieder Leute, die nur zum Essen kamen, ob im übertragenen oder im wirklichen Sinne. Aber Jesus erklärt, dass es eben um mehr geht als ums Sattwerden. Der Geist ist es, der lebendig macht. Es gehört also mehr dazu, als ab und an einem Essen beizuwohnen, es gehört auch Nachfolge dazu. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern den Willen Gottes zu erfüllen.
Dass sich daran viele Leute stören, kann man sich gut vorstellen. In den Religionen, die in der Antike verbreitet waren, gab es eine Vielzahl an ritualisierten Mählern. Die Vorstellung, dass darüber hinaus noch eine persönliche Hingabe bestehen muss, wurde durchaus als anstößig und überzogen empfunden.
So wenden sich viele von Jesus ab und wandern nicht mehr mit ihm umher.
Er wendet sich auch an seine zwölf engsten Begleiter und fragt sie, ob sie ihn auch verlassen wollen. Das Zeugnis, das Petrus dann abgibt, beeindruckt und berührt mich immer wieder: “Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.” Er bekennt den Glauben der Zwölf im Leben und im Geist. Ob er sich der Konsequenzen da schon bewusst war, sei dahingestellt, aber für die Jünger*innen gibt es kein Zurück. Sie wollen Jesus nachfolgen, ob populär, oder nicht, ob einfach oder nicht, denn sie wissen, dass er vom Vater gesandt ist, das Reich Gottes zu bringen.