7. April 2019
Game over
Jesus aber ging zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie das gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Gedanken zum Text
Verdammt, total vergessen! Das ist aber auch einfach unter gegangen zwischen den ganzen Sachen momentan, jeder will etwas anderes von mir. Außerdem hat mich mein Kollege auch nicht mehr dran erinnert, ich hab’s ihm doch extra noch mal gesagt!
Wie gehe ich mit Verfehlungen anderer um? Stelle ich sie in den Mittelpunkt, um von meinen eigenen Fehlern abzulenken? Was passiert, wenn ich mit Schwung versuche meinen eigenen Ball jemand anderem „zuzuschustern“? In Mt 7,2 oder auch hier: https://www.youtube.com/watch?v=VzmhWxkYMXs die Antwort.
Freilich ist das heutige Evangelium eine der markantesten Stellen der gesamten Bibel, wenn es um die Barmherzigkeit Gottes geht. Allerdings ist sie auch ein Zeugnis davon, was für ein cooler Typ Jesus doch war!
Da kommt ein wütender Lynchmob auf dich zu, dem es eigentlich nur nebensächlich um die Verfehlung eines anderen geht. In Wirklichkeit haben sie dich schon die ganze Zeit auf dem Kieker.
Jesus befindet sich in einer klassischen „lose – lose“-Situation. Denn verteidigt Jesus das Leben der Frau, stellt er sich gegen das alttestamentliche Gebot und dann ist er dran. Lässt er die Frau steinigen, dann ist er keinen Deut besser als der Mob. Sein Ruf als Menschenfreund „futsch“.
Ich kann von mir nur sagen: keine Ahnung, was ich tun würde. Vermutlich Blut und Wasser schwitzen und vor lauter konfusen Gedanken im Kopf aus den Ohren rauchen.
Was tut Jesus? Er lässt sich erst einmal überhaupt nicht in die Situation hineinziehen, sondern schlägt seinen Gegner in Step 1 durch die Verwirrungstaktik: er fängt an auf dem Boden zu malen. Sollen sie doch toben. Damit leitet er Step 2 ein, denn währenddessen gewinnt er Zeit, die er dazu nutzt, um sich den genialen, auch heute noch wirkungsvollen, Knock-Out-Satz zu überlegen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein“. Bam. Game over.
Er hält dem Mob einfach den Spiegel vor und deckt damit die Wahrheit eines jeden Menschen auf, die die Männer mitten ins Herz trifft.
Heute möchte ich Gott darum bitten in einigen Situationen auch einfach cool bleiben zu können, wohlwissend, dass ein „Bleib doch mal locker“ bei mir genau das Gegenteil bewirkt.