20. März 2022
Die letzte Gelegenheit zur Umkehr
Zu dieser Zeit kamen Leute zu Jesus und berichteten ihm, dass Pilatus einige Männer aus Galiläa während des Opferdienstes im Tempel hatte umbringen lassen. So hatte sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischt. Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr denkt jetzt vielleicht, diese Galiläer seien schlimmere Sünder gewesen als ihre Landsleute, weil sie so grausam ermordet wurden. Ihr irrt euch! Wenn ihr euch nicht zu Gott hinwendet, dann werdet ihr alle genauso umkommen. Erinnert euch an die achtzehn Leute, die starben, als der Turm am Teich Siloah einstürzte. Glaubt ihr wirklich, dass ihre Schuld größer war als die aller anderen Leute in Jerusalem? Nein! Wenn ihr nicht zu Gott umkehrt, wird es euch ebenso ergehen.« Und dann erzählte Jesus ihnen dieses Gleichnis: »Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt. Jahr für Jahr sah er nach, ob der Baum Früchte trug. Aber vergeblich! Endlich rief er seinen Gärtner: ›Schon seit drei Jahren komme ich immer wieder und schaue nach Früchten, aber ich finde keine. Hau den Baum um. Warum soll er den Boden weiter aussaugen?‹ Aber der Gärtner bat: ›Herr, lass ihn noch ein Jahr stehen! Ich will den Boden um den Baum herum noch einmal umgraben und ihn gut düngen. Wenn er dann Früchte trägt, ist es gut; sonst kannst du ihn umhauen.‹
(HFA)
Gedanken zum Text
Dass wir ergründen wollen, weswegen die Dinge so passieren, wie sie passieren, liegt in der Natur des Menschen. Gerade wenn es sich um schlimme Ereignisse handelt, zermartern wir uns mit der Frage nach dem „Warum“ den Kopf. Würden wir eine Antwort auf diese Frage finden, dann ergäben endlich Tun und Ergehen einen Sinn.
Diese Logik des Tun-Ergehen-Zusammenhangs war auch die des alten Israels: Widerfuhr dir etwas Schlimmes, musstest du mit Sicherheit auch in der Vergangenheit etwas Schlimmes getan haben.
Im heutigen Bibeltext kommen die Leute zu Jesus, um Erklärungen zu finden, um nach einem Mitverschulden der Opfer an zwei grausamen Geschehnissen zu suchen.
Jesus geht nicht auf diese Suche ein, sondern lenkt in eine andere Richtung: Ihr sucht nach dem Falschen! Ihr fragt nach etwas, worauf ihr in dieser Welt keine Antwort erhalten werdet, denn euer Horizont umfasst die sichtbare Welt vom Zeitpunkt eurer Geburt bis zu eurem Tod. Sucht vielmehr danach, wo ihr andere verurteilt, ihnen Schuld zuweist, reflektiert euch selbst erst einmal!
Jesus entkräftet den Tun-Ergehen-Zusammenhang, wenn es um Schuldzuweisungen in Bezug auf andere Menschen geht. Wenn es um die Verantwortung für das eigene Leben, das eigene Tun geht, bekräftigt er diesen Zusammenhang: „Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle so umkommen.“
Sehr viel Unglück in dieser Welt ist menschengemacht: Krieg, der sehr viele Menschen in sehr großes Unglück stürzt, beruht auf den Empfindlichkeiten Einzelner.
Wir graben unserem Feigenbaum selbst das Wasser ab. Der Gärtner aus dem Bibeltext bittet um eine Schonfrist für den Baum: „Lass ihn noch ein Jahr stehen“. Eine Frist, in der sich noch etwas zum Guten wenden kann. Übertragen auf uns: „Wende dich ab, kehre um, lass ab von zerstörerischen Gedanken!“
„Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle so umkommen.“
Umkehr und Buße – schon allein das Wort – ist heute aus der Mode gekommen. Einzuräumen, dass mein bisheriger Weg falsch war, wird als Versagen empfunden. Als Versager*in dastehen will niemand.
Dabei zeugt es von so viel mehr Größe seinen Weg zu korrigieren, wenn klar wird, dass er in den Abgrund führt. „Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle so umkommen.“
Noch ist es nicht zu spät.