Foto: Alina Droege
8. Oktober 2017
Die Frucht der Frohen Botschaft
»Hört ein anderes Gleichnis: Ein Grundbesitzer legte einen Weinberg an, machte einen Zaun darum, baute eine Weinpresse und errichtete einen Wachtturm. Dann verpachtete er den Weinberg und verreiste. Zur Zeit der Weinlese schickte er seine Boten zu den Pächtern, um den Ertrag abholen zu lassen. Die Pächter aber packten die Boten, verprügelten den einen, schlugen einen anderen tot, und wieder einen anderen steinigten sie. Noch einmal schickte der Besitzer Boten, mehr als beim ersten Mal; doch mit denen machten sie es genauso. Schließlich schickte er seinen Sohn, weil er dachte: ›Vor meinem Sohn werden sie Respekt haben.‹ Aber als die Pächter den Sohn kommen sahen, sagten sie zueinander: ›Das ist der Erbe! Wir bringen ihn um und nehmen seine Erbschaft, den Weinberg, in Besitz.‹ So packten sie ihn, stießen ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn. Was wird nun der Besitzer des Weinbergs mit den Pächtern machen, wenn er selbst kommt?«, fragte Jesus. Sie sagten: »Er wird diesen Verbrechern ein schreckliches Ende bereiten und den Weinberg anderen anvertrauen, die ihm zur Erntezeit seinen Ertrag pünktlich abliefern!« Jesus sagte zu ihnen: »Ihr habt ja wohl gelesen, was in den Heiligen Schriften steht: ›Der Stein, den die Bauleute als wertlos weggeworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Der Herr hat dieses Wunder vollbracht, und wir haben es gesehen.‹ Darum sage ich euch: Das Vorrecht, Gottes Volk unter Gottes Herrschaft zu sein, wird euch entzogen. Es wird einem Volk gegeben, das tut, was dieser Berufung entspricht.
Gedanken zum Text
Jesus wendet sich an die kirchlichen Führungen der damaligen Zeit - die Hohenpriester und Ältesten. Würden wir dies auf heute übersetzen, wären dies der Erzbischof, die Weihbischöfe, der Generalvikar und die Stadt-/Kreisdechanten - so meine unorthodoxe Übersetzung. Diesen wichtigen Menschen benennt Jesus ein Gleichnis. Dabei nimmt er den Weinberg als Symbol, ein Symbol, das er öfters verwendet. Jesu macht deutlich: „Ich gebe euch kirchlichen Führern meine Frohe Botschaft als einen Weinberg, der große Frucht tragen wird. Und ihr seid meine Pächter und Verwalter meiner Frohen Botschaft.“ Dieses Vertrauen, das Jesus in die Pächter setzt, wird nun leider enttäuscht, da die Pächter nur ihren eigenen Vorteil sehen und vergessen, dass sie nicht Eigentümer des Weinbergs bzw. der Frohen Botschaft sind, sondern nur Pächter bzw. Kundschafter. Nicht der eigene Vorteil und die Eitelkeit darf für die Pächter und Jünger im Mittelpunkt stehen, vielmehr sollten sie sich bewusst sein, dass ihr Handeln im Dienste des Winzers bzw. Gottes erfolgt. Das heißt, je mehr wir in Kirche eine verantwortungsvolle Stellung und Aufgabe haben, desto mehr müssen wir darauf achten, dass wir nicht nur auf unsere persönlichen Vorteile schauen, sondern Gott als unser Herr darf nicht aus dem Blick verloren gehen. Es ist leicht, dies auf die "Mächtigen" in unserer Kirche zu übersetzen. Hier gibt es genügend Diskussionsbedarf. Aber auch wir als einfache Christen und Christinnen sind gefordert. Denn es kommt nicht auf das Amt und die Funktion in Kirche an, die Mahnung von Jesus geht an uns alle. Jesus fragt uns deutlich an, seid ihr authentische Christen und Christinnen, bestellt ihr den Weinberg und gebt Gott, was Gott gebührt? Nutzt den Glauben nicht zu Eurem egoistischen Vorteil aus. Sondern dient dem Reich Gottes. Das Gleichnis von Jesus ist hoch aktuell, denn sehr viele Menschen erleben die handelnden Menschen in Kirche nicht als glaubwürdige Christen, deshalb wenden sie sich ab. Und wir wissen alle, wie groß die Herausforderung ist, als Christ und Christin glaubhaft und im Zeugnis zu Jesus zu handeln. Stellen wir uns dieser Herausforderung.