11. September 2022
Die Freude des Wiederfindens
Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war! Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das Haus und sucht sorgfältig, bis sie die Drachme findet? Und wenn sie diese gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir, denn ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte! Ebenso, sage ich euch, herrscht bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.
Gedanken zum Text
Es scheint zunächst unfair: Gott freut sich mehr über Sünder, die umkehren, als über jene, die gar keine Umkehr nötig haben. Lebe ich also ein Leben lang gottgefällig, freut sich Gott also offensichtlich weniger über mich, als wenn ich ein Leben lang Sünder gewesen, und kurz vor meinem Tod umgekehrt wäre. Warum also sollte ich die Anstrengung auf mich nehmen, ein gottgefälliges Leben zu führen?
Jesus gibt uns im Gleichnis eine Situation, die wir sicherlich alle kennen: Man hat etwas verlegt und findet es nicht direkt. Es muss nicht einmal eine besonders wertvolle oder wichtige oder einzigartige Sache sein. Wenn man sie dann tatsächlich findet, freut man sich tatsächlich. Selbst wenn man sich vorher nicht so sehr über diese Sache gefreut hat. Die Tatsache, dass man etwas wiedergefunden hat, bringt Freude.
Die Freude des Findens ist eng mit dem Leiden des Verlierens und Suchens verbunden. Wenn Gott sich über den umgekehrten Sünder freut, dann deshalb, weil er vorher wahrscheinlich darunter leidet, dass der Mensch überhaupt zum Sünder wird.
Aber was lernen wir daraus für uns? Leid und Freude liegen eng beisammen. Durch Leid wird unsere Freude vielleicht auch noch deutlicher. Wenn etwas verloren geht, bedeutet das auch immer ein Leid für uns. Aber dennoch kann daraus auch immer eine große Freude des Findens kommen. Es gilt also nicht zu verzweifeln und auf die Freude des Wiederfindens zu hoffen!