07. Oktober 2018
Die Ehe, eine göttliche Verbindung
Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch. Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
Gedanken zum Text
Das kommende Sonntagsevangelium hat aus meiner Sicht zwei wesentliche Teile. Ein Teil bezieht sich auf die Ehe, der andere zeigt wiederholt, dass wir von Kindern lernen können. Jesus Ausführungen zur Ehe mögen wir heute, in unserer so "aufgeklärten" Zeit, kaum noch nachvollziehen. Trennungen und Scheidungen sind weit verbreitet, und wir wissen, dass aus vielen Gründen Beziehungen zwischen Mann und Frau schwieriger geworden sind. Was Jesus sagt, mag realitätsfremd wirken. Da ist eine Regelung wie Mose sie verfasst hat durchaus unserer heutigen Denkweise näher. Ich glaube, dass sich viele Paare wünschen, dass ihre Ehe ein Leben lang hält, aber oft funktioniert dies dann doch nicht. Jesus ist wie so oft klar in seiner Botschaft. Er redet nicht drum herum, er verliert sich nicht in einer "sowohl als auch" Argumentation. Nein, Jesus macht deutlich, die Ehe von Mann und Frau ist auf ewig angelegt. Jesus will uns aus meiner Sicht deutlich machen, dass wir die Ehe ernst nehmen sollen und sie nicht beliebig ist. Diese Botschaft finde ich auch heute noch aktuell, denn ich sehe Tendenzen in unserer Gesellschaft, dass Vieles auch beliebig betrachtet wird, manchmal auch in Fragen von Beziehungen. Jesus gibt uns Anlass, darüber nachzudenken, wie wir Ehe und Partnerschaft verstehen. Ich selbst bin geschieden. Dennoch stehe ich zu den Aussagen von Jesus. Als ich geheiratet habe, war es meine feste Absicht, den Anspruch, den Jesus stellt, zu erfüllen. Doch im Leben gehört auch das Scheitern zur Realität. Ich bin in dieser Hinsicht gescheitert, dazu stehe ich. Wenn ich dies so sage, gibt es immer wieder Menschen, die "erschrecken", wenn ich von Scheitern spreche. Ich finde auch, dass hier die Dinge klar benannt werden sollten. So klar die Botschaft von Jesus zur Ehe ist, so sehr bin ich mir gewiss, dass Jesus mich wegen meines Scheiterns nicht fallen lässt. Im Gegenteil sogar, gerade dann steht er mir zur Seite. Dies ist an vielen Stellen in der Bibel durch Jesus Handeln und Wort belegt, z. B.: Er lässt die 99 Schafe alleine, um das eine verirrte Schaf zu finden und zurück zu bringen (Mt. 18, 12 f.). Im zweiten Teil des Evangeliums stellt Jesus, wie schon vermehrt in den letzten Sonntagsevangelien, die Kinder in den Mittelpunkt. Er macht uns immer wieder deutlich, dass der Glaube und die Nachfolge Christi der Annahme durch ein reines Herz bedürfen und mit Begeisterung, so wie wir dies von Kindern kennen. Als Erwachsene versuchen wir oft den Glauben verstandesmäßig zu zerlegen und machen es unserem Herz schwer, den Glauben anzunehmen. Doch wie heißt es bei der bekannten Geschichte des Kleinen Prinzen (von Antoine de Saint-Exupéry): "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Ich wünsche uns mehr Klarheit in unseren Positionen, ohne andere dabei abzuwerten, mit dem Blick der Barmherzigkeit. Und ich wünsche uns, dass wir von Kindern lernen und uns erlauben, den Glauben mit unserem Herzen anzunehmen.