29. August 2021
Der Wanderer am reißenden Wasser
Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, versammelten sich bei Jesus. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben; so halten sie an der Überlieferung der Alten fest. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.
Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage! Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.
Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.
Gedanken zum Text
Ebenso wie Jesus liebte es Buddha seinen Mönchen Dinge in Gleichnissen näher zu bringen:
„Ein Wanderer kommt auf seinem Weg an ein reißendes Wasser. Am diesseitigen Ufer ist es unsicher und gefährlich, am jenseitigen dagegen sicher und ohne Gefahr. Er möchte daher unbedingt an das andere Ufer – aber es ist weder eine Fähre noch eine Brücke vorhanden. Da überlegt er: ‚Vielleicht könnte ich Holzstämme, Zweige und Schilf sammeln, mir daraus ein Floß bauen und damit übersetzen‘. Gesagt – getan, so gelange er sicher ans andere Ufer. Dort angekommen überlegte er, was jetzt mit seinem Floß geschehen sollte: Ob er es auf seine Schultern nehmen und mitschleppen sollte? Schließlich hatte es ihm gute Dienste geleistet! Buddha fragt daraufhin seine Mönche, ob dies ein sinnvolles, praktikables und wirkungsvolles Vorgehen sei, denn in der Tat war das Floß ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, um an das sichere Ufer zu gelangen und sich aus Schwierigkeiten und Problemen an die andere Seite zu retten. Die Mönche verneinten dies, weil das Floß auf dem hiesigen sicheren Lande überhaupt keinen Nutzen mehr habe. Es sei daher besser, das Floß zurückzulassen und es nicht weiter mit sich zu schleppen. Buddha schließt: ‚Ebenso, ihr Mönche, ist es mit meiner Lehre: Sie taugt zum Vorankommen, nicht aber zum Festhalten.‘“
Nun besteht Christsein nicht im Annehmen und Verwerfen einer Lehre, sondern in einem persönlichen, aus dem Herzen kommenden Verhältnis zu Jesus Christus und unseren Mitmenschen; dieses Verhältnis ist niemals Mittel zum Zweck wie Buddhas Floß, sondern Wert an sich. Äußeres – wie das Floß oder Riten und Traditionen im Christentum – kann eine Hilfe sein, aber ob jemand nah bei Gott ist, das entscheidet sich an der Ausrichtung unseres Herzens.
Nur das, was von innen kommt, aus unseren Herzen, entscheidet, ob wir Gott entsprechen.
Es geht also nicht darum, sich die Hände (in den jetzigen Zeiten schon), sondern sein Herz rein zu waschen vor und für Gott und es für ihn zu öffnen.
„Mehr als alles hüte dein Herz, denn von ihm geht das Leben aus“ (Spr 4,23)