18. April 2021
Der gute Zweifel
Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Als sie es aber vor Freude immer noch nicht glauben konnten und sich verwunderten, sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften. Er sagte zu ihnen: So steht es geschrieben: Der Christus wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namen wird man allen Völkern Umkehr verkünden, damit ihre Sünden vergeben werden. Angefangen in Jerusalem, seid ihr Zeugen dafür.
Gedanken zum Text
Letzte Woche hörten wir schon das Evangelium mit dem zweifelnden Thomas und heute geht es schon wieder um Zweifel. Warum hören wir heute schon wieder von Zweiflern? Sollten wir so kurz nach Ostern nicht lieber etwas von treuen und sicheren Verkündern Christi hören?
Offensichtlich hat das Zweifeln eine besondere Bedeutung. Der Philosoph Descartes stellt sogar den Zweifel an den Beginn seiner Philosophie. Erst wenn man etwas in Frage stellt und es besteht, kann man sich dessen sicher sein. Und das gilt auch für den Glauben: Erst wenn wir uns auf die Suche machen, wenn wir den Glauben hinterfragen und überprüfen, dann können wir ihn sicher und treu leben und weitergeben.
Als Jesus bemerkt, dass die Jünger zweifeln, verdammt er sie nicht. Nein, er nimmt sie quasi an die Hand und führt sie Schritt für Schritt zur Einsicht. Zuerst lässt er sie fühlen, dann sehen und schließlich durch die Auslegung der Schrift auch einsehen. Auf den Zweifel folgt die Deutung Jesu, auf die Deutung Jesu folgt das Verstehen. Nur so können sie zu wahren Zeugen seines Wirkens und Auferstehens werden.
Ja, wir dürfen und sollen zweifeln, das ist durchaus etwas Gutes. Aber gleichzeitig müssen wir mit offenem Herz zweifeln, wir müssen Jesu gegenüber offen sein, damit wir seine Zeichen sehen und verstehen können und dadurch zu einem gefestigteren Glauben kommen und damit zu Zeugen der Frohen Botschaft werden.