03. August 2025
Das letzte Stück
In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.
Gedanken zum Text
Wir versuchen uns alle selbst von den Punkten Habgier und Gier loszusagen. Denn unterbewusst wissen wir alle, dass diese beiden Punkte sehr unattraktiv sein können. Egal ob in puncto monetären Mittel oder Materialien möchten wir für unser Gegenüber nicht geizig oder knickrig rüberkommen. Wie im Evangelium beschrieben, werden wir am Ende des Tages, wenn unser Lebenslicht erlischt nichts von den angehäuften „Schätzen“ mitnehmen. Außer natürlich wir würden zu Zeiten der Pharaonen und er Wikinger leben, wo unser weltlicher Reichtum mit uns bestattet wird. Naja, dies ist aber Fehlanzeige, in unsere kleinen Urnen oder Gräber passt der neu erworbene Kleinwagen leider nicht mit rein…
Trotz der abwegigen Annahme, dass wir alle kein Gefühl von Habgier oder Gier in uns tragen würden, kennen wir alle die wilden Blickduelle, wenn in der Pizzaschachtel das letzte Stück Pizza liegt, oder für die Liebhaber von Süßigkeiten, wenn in der Packung das letzte Schokobon wartet. Diese Szenarien könnte man im vollen Spektrum weiterführen. Denn bei Nahrungsmitteln hört es bei uns auf. Wenn jetzt der ein oder andere von uns sagen sollte: „Naja, so wichtig ist für mich jetzt das letzte Stück Pizza, Kuchen, etc. nicht!“, fällt vor lauter Schreck die Packungen Nudeln, Mehl und Toilettenpapier, welches noch aus Coronazeiten gehortet wurde aus dem Schrank raus. In den Hamsterkäufen aus der Coronazeit erkennt man sehr gut die Habgier einzelner, denn wer von uns hätte sich nicht über eine leckere Portion Nudeln mit Mehlsoße in dieser Zeit gefreut, doch es wurde alles aufgekauft, die Geschäfte waren leer und vereinzelt kam man nur noch an Reste ran, wenn man sehr freundlich an der Kasse gefragt hatte.
Aber ist nicht unser kompletter Alltag von Habgier und Gier durchzogen? Wenn wir was wollen, können wir es uns im Laden, an der Tankstelle oder im Kiosk zu jeder Uhrzeit besorgen. Wenn ich was haben möchte, dann wird’s gekauft. In vielen Ländern ist dies nicht möglich, viele Menschen können ihre kleine Gier nach Fleisch, Fisch oder Schokolade nicht einfach ausleben, sondern müssen um ihr Essen kämpfen.
Also bevor auch hier wieder der nächste heißumkämpfte Essensfight ausbricht, lasst einfach die für euch überflüssige Packung Nudeln im Regal stehen und das letzte Stück Pizza in der Schachtel, damit sich auch Andere daran erfreuen können. 😊