Foto: Alina Droege
16. Juli 2017
Das Gleichnis vom Sämann
An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen. Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!
Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch nicht hören und nicht verstehen. An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesajas: Hören sollt ihr, hören und doch nicht verstehen;/ sehen sollt ihr, sehen und doch nicht einsehen. Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden. / Mit ihren Ohren hören sie schwer / und ihre Augen verschließen sie, / damit sie mit ihren Augen nicht sehen / und mit ihren Ohren nicht hören / und mit ihrem Herzen / nicht zur Einsicht kommen / und sich bekehren und ich sie heile. Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Ihr also, hört, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. Zu jedem Menschen, der das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; bei diesem ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt; er hat aber keine Wurzeln, sondern ist unbeständig; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er sofort zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört, und die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum ersticken es und es bleibt ohne Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt Frucht - hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.
Gedanken zum Text
An diesem Sonntag ist das Evangelium aus meiner Sicht sehr kompakt. Ich möchte einen Aspekt benennen, der mir persönlich wichtig ist. Das Gleichnis, das Jesus einbringt, schenkt mir eine gewisse Gelassenheit. Denn es macht u. a. deutlich, wenn wir versuchen, den Menschen, mit denen wir privat oder beruflich zu tun haben, wertschätzend und stärkend zu begegnen und vielleicht sogar die christliche Botschaft zu vermitteln, dann liegt es nicht in unserer Macht, wie unsere Worte und unser Handeln ankommt. Was von dem, was wir sagen, gehört wird, im Herzen des Gegenübers ankommt, können wir nicht beeinflussen. Wie unser Handeln wahrgenommen und gedeutet wird, hängt von unserem Gegenüber ab. So wie die Körner/der Samen auf unterschiedlichem Boden wächst bzw. "überleben" kann, so ist es auch mit unserer "Ernte", die wir durch unsere Worte und unser Handeln "einfahren" können.
Mir gibt es Gelassenheit, denn bei all meinem Bemühen ein christlich motiviertes Leben zu führen, bei dem vor allem die Nächstenliebe von großer Bedeutung ist, habe ich nicht die Verantwortung dafür, wie mein Agieren bei meinem/-r Nächsten ankommt. Für mich bedeutet dies, sich weiterhin zu bemühen, mein Leben und meine Beziehungen aufrichtig und liebevoll zu gestalten. Gleichzeitig mir deutlich zu machen, dass es nicht alleine in meiner Verantwortung liegt, wie mein Agieren bei meinem Gegenüber ankommt.
So nüchtern vielleicht diese Erkenntnis ist, so entlastend ist sie für mich auch. Und zudem stärkt mich die Aussage von Jesus, wenn er deutlich macht, selbst wenn mein Handeln, z. B. bei 50 Menschen, kaum positiv ankommt, so ist es von großer Bedeutung, wenn von den 50 nur eine/-r richtig berührt wird, denn dann ist die "Ernte" um ein Vielfaches größer! Die "Ernte" ist riesig. Ob ich dies immer auch mitbekomme, ist dabei nicht von Bedeutung. Wichtig ist, dass wir darauf vertrauen, wenn wir ernsthaft unser Leben christlich ausrichten, dann wird der Ertrag bei denen wirksam, die dafür bereit sind.