Und er ging von dort weg und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgten ihm nach. Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände? Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Hause. Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und er zog rings umher in die Dörfer und lehrte.
08. Juli 2018
Das Evangelium macht Mut
Gedanken zum Text
Zu vielen Orten findet man im Internet Listen von bekannten Personen, die mit dem Ort besonders verbunden sind. In der deutschsprachigen Version von Wikipedia steht in so einer Liste im Artikel über die Stadt Nazareth auch "Jesus von Nazaret (7-1 v. Chr. - 31/32 n. Chr.), jüdischer Wanderprediger" (abgerufen am 06.07.2018).
Was würden die Menschen, zu denen Jesus damals in der Synagoge gesprochen hat, davon halten? Im Evangelium hören wir, dass sie zwar über ihn staunen, ihn aber auch ablehnen und Anstoß an ihm nehmen. Etwa 30 Jahre hatte er in Nazareth gelebt, war einer von ihnen und im Ort bekannt. Dann ging er weiter und begann vom Reich Gottes zu predigen und Menschen zu heilen. Jetzt kommt er wieder nach Nazareth.
"Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie", sagt Jesus mit Blick auf die Situation, die er in seiner Heimatstadt erlebt. Staunen und Ablehnung liegen hier nah zusammen.
Hier wollen die Vorstellungen und Erwartungen der Menschen Jesus einengen. Sie meinen zu wissen, wer er ist und was man von ihm erwarten kann, weil sie seine Familie und ihn von klein an kennen. Er bewegt sich aber nicht in ihren Erwartungen und deshalb möchten sie ihn am liebsten wieder dorthin zurück drängen.
So wie damals in Nazareth wurde und wird immer wieder versucht, der Verkündigung des Evangeliums Grenzen zu setzen. In einem engen Denken ist dann schnell kein Platz mehr für die oft überraschenden Wege Gottes. In Nazareth wundert sich Jesus genau darüber und kann dort keine Wunder tun. Nur die in der Stadt, die ihm glaubend ihr Leben mit allen Nöten anvertrauen, heilt er.
Der Text aus dem Evangelium ist daher auch für uns eine Ermutigung Gott nicht auf kleine, enge Vorstellungen begrenzen zu wollen. In Jesus von Nazareth begegnet uns Gott, der ganz Mensch geworden ist, um unser Leben groß und weit zu machen. Gott will so auch unsere engen Blickwinkel aufbrechen, damit wir neu auf unsere Mitmenschen und uns selber sehen können. Das Evangelium macht Mut, die überraschende Nähe Gottes im alltäglichen immer neu zu suchen und zu entdecken.