03. Juni 2018
Das Evangelium ist wichtiger als alle Regelungen
Und es begab sich, daß er am Sabbat durch ein Kornfeld ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat. Und er ging abermals in die Synagoge. Und es war dort ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie lauerten darauf, ob er auch am Sabbat ihn heilen würde, damit sie ihn verklagen könnten. Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt hervor! Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten? Sie aber schwiegen still. Und er sah sie ringsum an mit Zorn und war betrübt über ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand wurde gesund. Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald Rat über ihn mit den Anhängern des Herodes, wie sie ihn umbrächten.
Gedanken zum Text
Das Evangelium des Sonntags finde ich sehr spannend. Es gibt eine Auseinandersetzung zwischen den damaligen führenden Religionsvertretern, einigen Mächtigen der Gesellschaft und Jesus Christus. Es geht oberflächig gesehen, um die Frage, was am Sabbat - übersetzt auf Heute unser Sonntag - getan werden darf und was nicht. Damals war jede Arbeit am Sabbat verboten. Gegen diese radikale Regelung setzt Jesus drei Akzente: Er macht deutlich, eine Regelung muss für den Menschen sinnvoll und dienlich sein; an einer Regelung darf nicht aus Selbstzweck festgehalten werden. Des Weiteren macht er deutlich, dass er als Gott und Mensch über Regelungen steht, für uns der klare Hinweis, besonders innerhalb der Kirche, die Nachfolge Christi und das Evangelium stehen über allen Regelungen, die von Menschen gemacht werden. Und dann kommt die Überraschung, Jesus wird zornig, wie ich finde sehr nachvollziehbar und menschlich. Er sieht bei den Mächtigen, die ihn angehen, ihre Gottlosigkeit und ihre Absicht, alleine ihre Macht zu erhalten. Für unser Leben kann dies konkret heißen, zu prüfen, welche Regelungen wir aufstellen und ob diese angemessen sind und welche Regelungen uns vermittelt werden. Sind diese nicht angemessen, dürfen wir diese in Frage stellen. Für uns als Kirche bedeutet es, wieder aus dem Evangelium heraus zu leben und Kirche zu gestalten; Kirche ist aufgefordert, überflüssigen Ballast an Regelungen und Struktur zur Machterhaltung abzulegen. In Kirche und Politik erleben wir auch heute Menschen, die meinen, dass sie mächtig sind und sich viele Rechte herausnehmen, die nicht zum Wohle des Menschen sind, sondern vor allem dem Machterhalt dienen. Dass sich hier Menschen über diese Vertreter/-innen aufregen, sollte nicht als unangenehme Kritik verstanden werden, sondern als Chance. Denn wir Menschen haben fast einen natürlichen Instinkt dafür, wenn Mächtige nicht authentisch sind und den Gottes- sowie Menschenbezug verloren haben. Jesus Handeln kann uns ein Vorbild sein. Auf einen Nebeneffekt möchte ich hinweisen. Der damalige Sabbat und der heutige Sonntag sind entstanden, damit wir Menschen mindestens an einem Tag in der Woche nicht arbeiten. Dieser Tag ist uns geschenkt, um uns zu entspannen, abzuschalten und lieben Menschen zu begegnen. Und dieser Tag soll uns die Möglichkeit geben, sich Zeit für Gott und unseren Glauben zu nehmen. Denn die Beziehung zu Gott braucht auch Aufmerksamkeit und Pflege. Ich lade dazu ein, den Sonntag vielleicht wieder bewusster wahrzunehmen und zu nutzen, auch für Gott. Wer an einem Sonntag arbeiten muss, sollte versuchen, einen anderen Tag in der Woche als "Sonntag" zu nutzen. Diese Sonntage sind wichtig, für unsere psychische und körperliche Gesundheit.