08. August 2021
Das Buch nicht nach dem Einband bewerten
Da murrten die Juden gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Bei den Propheten steht geschrieben: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.
Gedanken zum Text
Der Beginn des heutigen Textes zeigt eine der großen Fragen der Menschen, die Jesu folgten: Wie kann er vom Himmel kommen, wenn wir doch seinen Vater und vor allem seine Mutter kennen? Diese Frage ist so wichtig, dass sie gleich in allen vier Evangelien auftaucht (Mt 13,54-57; Mk 6,1-6; Lk 4,16-30). Und sie führt zu Fragen, die uns noch heute in Bezug auf Liturgie und Glaube beschäftigen, zum Beispiel: Wie kann der Leib Christi eine Hostie sein und gleichzeitig der LEIB?
Diese Fragen hier zu behandeln, würde bei weitem den Rahmen sprengen. Aber wir können hier vielleicht ein paar Grundgedanken anstellen. Gehen wir zurück zur Eingangsfrage: Wie kann Jesus, wenn er doch offensichtlich eine irdische Mutter hat, von Gott kommen?
Es gibt den schönen Ausdruck: Man sollte ein Buch nicht nach seinem Einband bewerten; denn, was auch immer auf dem Einband zu sehen ist, verrät nicht zwangsweise etwas über den Inhalt. Denn manchmal ist es sinnvoller, den Einband etwas einfacher zu gestalten, um Menschen nicht direkt abzuschrecken. Oder um es in philosophischen Begriffen zu sagen: Die Form verrät nicht zwangsweise etwas über das Wesen.
Vielleicht verhält es sich mit Jesus ähnlich. Gott konnte nicht direkt auf die Erde herabkommen, damit hätte er die Menschen vielleicht abgeschreckt. Stattdessen kam er als Sohn in menschlicher Form auf die Erde. Und wie bei einem guten Buch: Je mehr man es liest, es verfolgt, desto mehr offenbart sich, was eigentlich drinsteckt. Genau das ist auch der Hintergrund des heutigen Evangeliums: Jesus offenbart sich den Menschen, offenbart wer er ist und was seine Aufgabe ist.
Es geht also nicht um die Form, ums Äußerliche. Das eigentlich Relevante ist das Wesen. Und das gilt auch für unseren Alltag: Das Innere, der Inhalt des Buches ist wichtiger als das Äußere, der Einband.