16. Mai 2021
Damit sie eins sind wie wir
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte. Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
Gedanken zum Text
Das Zusammenwirken der christlichen Gemeinden vor Ort ist ein wichtiges Anliegen. Es gibt ökumenische Initiativen, Treffen, Feste und Austauschforen, die das Zusammenleben der christlichen Kirchen fördern. Das ist gut und wichtig. Das ist nötig und es ist in den letzten Jahrzehnten sehr viel gewachsen.
Ganz aktuell jedoch sehe ich eine große Zerrissenheit innerhalb der katholischen Kirche. Im eigenen Haus ist man sich in vielerlei Hinsicht uneins. Ich habe das Gefühl, dass sich die Fronten bereits sehr verhärtet haben und diese Verhärtungen noch zunehmen. Es wird immer schwerer, die jeweils gegensätzliche Position anzuhören oder sogar verstehen zu wollen - geschweige denn, dass versucht wird zu vermitteln oder zumindest die Unterschiede gemeinsam auszuhalten.
Für mich ist die katholische Kirche ein Haus mit einem weiten Dach, unter dem viele Menschen Platz finden können: Ein Ort, wo man versucht einander zu verstehen und beizustehen; ein Ort, wo die Güte immer vor einem Wort des Urteils stehen sollte; ein Ort, wo es auch Tradition hat, dass sich Theologie weiterentwickelt. Es ist der Ort, wo wir in der Taufe auf eine Weise miteinander verbunden werden, die wir als Menschen nicht zerstören können - und es doch versuchen.
Die Einheit der Christen ist vielerorts verwundet - zwischen den Konfessionen und auch innerhalb dieser. Es braucht Kraft zum Verständnis und die Erkenntnis, dass uns mehr eint als trennt. So sollten wir auf das Christsein im Allgemeinen und auf das Katholisch sein im Speziellen schauen: Als Einheit in Vielfalt.