01. Juli 2018
Berührungen
In jener Zeit fuhr Jesus im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jairus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten (zu Jairus): Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.
Gedanken zum Text
Es gibt die besonderen Berührungen zwischen zwei Menschen. Wenn ein Kind z.B. nach der Hand seiner Mutter greift; sei es im Menschengedränge einer Fußgängerzone oder viele Jahre später ein letztes Mal am Sterbebett auf einer Intensivstation. Es sind ebenfalls häufig die Berührungen zwischen Liebenden, die sich einprägen. Es sind innige Umarmungen, die Gefühle hervorrufen, die wir als besonders beschreiben. Berührungen und Umarmungen, die schlichtweg guttun und die wir gerne in Erinnerung behalten.
Jesus kommt mit Menschen in Berührung. Er berührt sie und sie berühren ihn. Das heutige Evangelium ist ein Beispiel dafür. Bei der Frau mit langjährigen Blutungen genügte sogar das Berühren seines Gewandes. Der Kontakt mit Jesus ist offensichtlich heilsam. Er vermag sogar Tote ins Leben zurückholen. Er fasst das Kind an der Hand und sagt, es solle aufstehen. Jesus hatte zweifellos heilende Hände. Natürlich heilte er nicht automatisch. Der Glaube der Betroffenen kommt hinzu. Beides wirkt zusammen. Darum sagte Jesus zu der geheilten Frau: "Dein Glaube hat dir geholfen." So ist es ja auch bei unseren Berührungen. Nur wenn der Empfänger weiß, dass der andere ihm positiv zugewandt ist und Zuneigung mitbringt, wird der Kontakt Wirkung zeigen. Jesus bringt diese Güte und Barmherzigkeit mit: Seine Zeichen und Berührungen sind voller Zuwendung. Er lässt eine Liebe spüren, die letztlich von Gott kommt, die heilsam ist und Trost spendet.
Die Kirche hat den Auftrag, dieses Wirken Jesu fortzusetzen. Jesus sagte zu den Jüngern: "Heilt Kranke!" Es geht dabei um Heilung von Krankheit an Leib und Seele. Darum kümmert sich die Kirche durch Krankenhäuser, ambulante Pflege und zahlreiche caritative Einrichtungen um die Kranken. Dabei ist es ihr wichtig, dass sie nicht nur die notwendigen medizinischen Mittel anwendet, sondern auch menschliche Nähe schenkt. Gerade die menschliche Zuwendung trägt wesentlich zur Gesundung der Kranken bei. Viel mehr als eine Tablette oder eine Spritze.
Wir wissen es für uns selbst. Menschen, die uns ihre Zuneigung Nähe schenken, vermögen uns heiler zu machen. Manchmal ist es eine feste Umarmung, die neue Kräfte freisetzt; zuweilen ein ehrlich gemeintes Klopfen auf die Schulter: Weiter so! Wir können durch unser Leben Menschen heilsam, liebend und ermutigend berühren - in seinem Namen. Wer könnte das sein - heute, morgen oder in dieser Woche?