11. November 2018
Alles was du hast
Er lehrte sie und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die Ehrensitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie fressen die Häuser der Witwen auf und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles hergegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.
Gedanken zum Text
In den letzten Wochen hat Jesus sich viel mit den sogenannten Schriftgelehrten auseinandergesetzt. Diese Männer waren die religiöse Elite der damaligen Zeit. Sie kannten sich gut in der Thora, der Heiligen Schrift, aus, kannten alle Gebote und hielten sich daran. So weit, so gut. Aber warum hat Jesus solche Probleme mit ihnen? Und sie mit ihm? Im Prinzip ist doch nichts gegen sie einzuwenden. Sie suchen Jesus oft auf. Auch damals wurde über die „richtige“ Auslegung der Schrift leidenschaftlich diskutiert. Ebenso über die „richtige“ religiöse Praxis, also Gottesdienst, Gebete und Opfer. Und obwohl diese gebildeten Männer besonders fromm und rechtschaffend wirken wollten, stellt Jesus sich entschieden gegen sie und nennt sie sogar Heuchler. Er illustriert dies durch verschiedene Begebenheiten und Beispiele. Eines hören wir heute aus dem Tempel von den reichen Männern und der armen Witwe. Die Männer gefallen sich in ihrer Rolle. Sie tragen lange Gewänder, lassen sich grüßen und sitzen in der Synagoge in der ersten Reihe. Sie wollen gesehen werden und verrichten besonders lange Gebete, damit man ihnen ihre vermeintliche Frömmigkeit auch ansieht. Zumeist gehören sie auch zur gesellschaftlichen Oberschicht und können so auch viel Geld spenden, damit man sie als besonders großzügig lobt. Jesus macht seine Jünger auf eine arme Witwe aufmerksam. Man kann sich gut vorstellen, wie sie sich zum Opferkasten schleicht. Vermutlich schämt sie sich für ihre schlechte Kleidung und ohnehin kann sie nur zwei kleine Münzen in den Kasten werfen. Doch Jesus stellt genau sie in die Mitte. Denn sie handelt nicht, um von den Menschen gelobt zu werden, sondern sie gibt ehrlich alles, was sie hat, ihren ganzen Lebensunterhalt, an Gott zurück und behält nichts für sich. Es geht nicht um die Menge an Gebeten oder um die größten Spenden, sondern um die Haltung dabei.
Tue ich das alles nur, um den Menschen zu gefallen und um gesehen zu werden? Oder will ich ehrlich und aufrichtig Gott gefallen?